Verband elektronische Rechnung Der Expertenverband der deutschen E-Invoicing Branche

ViDA und E-Rechnung sei Dank: Deutschland steht kurz vor einem digitalen Innovationsschub

Nach zwei intensiven und spannenden Kongresstagen in Berlin ist der E-Rechnungs-Gipfel 2023 am vergangenen Dienstag zu Ende gegangen. Inhaltlich wie strategisch hatte der neunte Leitkongress der deutschen E-Invoicing-Branche in diesem Jahr den über 250 Fachteilnehmenden so einiges zu bieten.

Kein Wunder, denn mit der aktuellen EU-Initiative „VAT in the Digital Age“ (ViDA) und der Willensbekundung des Bundesministeriums der Finanzen (BMF), schon zum Jahreswechsel 2024/25 die verbindliche E-Rechnung für alle Business-to-Business-Geschäfte in Deutschland einführen zu wollen, dürfte in den nächsten Monaten deutlich mehr als nur „ein wenig“ Bewegung in den elektronischen Rechnungsaustausch innerhalb der größten Volkswirtschaft der Europäischen Union kommen.

Besonders intensiv diskutiert wurden dabei die drängendsten Fragen, wie eine Umstellung der kompletten deutschen Wirtschaft auf den elektronischen Rechnungsaustausch innerhalb des ambitionierten Zeitplans gelingen könnte.

  • Wie realistisch ist der 01.01.2025 für den Startschuss zur verpflichtenden B2B E-Rechnung – und was wäre dafür nötig?
  • Wie kann die verpflichtende E-Rechnung auch für mittlere, kleine und Kleinstunternehmen so attraktiv wie möglich gemacht werden?
  • Was passiert mit bestehenden Systemen und Prozessen wie EDI?

Kongresstag 1: Quo vadis, deutsche E-Rechnung?

Der erste Tag begann mit einem Networking-Frühstück in der Fachausstellung, um den E-Rechnungs-Gipfel 2023 gemeinsam zu starten. Anschließend eröffnete Johannes von Mulert, Gründer des E-Rechnungs-Gipfels und Geschäftsführer der Vereon AG, offiziell die auffallend gut besuchte Fach-Veranstaltung.

In den Keynote-Vorträgen wurde zunächst über die aktuellen Herausforderungen der Umsatzsteuer im Kontext von ViDA gesprochen. Dabei beleuchtete Dr. Armin Rolfink, Leiter der Abteilung III (Zoll; Umsatzsteuer; Verbrauchsteuern) im Bundesministerium der Finanzen, zunächst die damit verbundenen Herausforderungen der Umsatzsteuer. Anschließend präsentierte Prof. Dr. Hartmut Schwab, Präsident der Bundessteuerberaterkammer, die Perspektive seines Berufsstandes zur Einführung eines elektronischen Meldesystems und der verbindlichen E-Rechnung in Deutschland.

Im hochkarätig besetzten Strategie-Panel diskutierten daraufhin ausgewählte Experten und Expertinnen aus verschiedenen Bereichen wie der Bundessteuerberaterkammer, dem Institut für Digitalisierung im Steuerrecht, dem Bundesverband der Deutschen Industrie, der DATEV und dem Zentralverband des Deutschen Handwerks, was die Einführung von Meldesystem und E-Rechnung in Deutschland bedeuten könnte. Moderiert wurde das Panel von Stefan Groß, Vorstand im Verband elektronische Rechnung (VeR).

Nach dem Mittagessen und Networking in der Fachausstellung konnten sich die interessierten Fachteilnehmer für jeweils einen der parallel laufenden Vorträge in verschiedenen Streams entscheiden. Diese umfassten Themen wie die Einführung der E-Rechnung in Frankreich, nationale Pläne als Reaktion auf ViDA, technische Grundlagen des E-Invoicing und Erfahrungsberichte aus der Praxis. Zudem gab es weitere Vorträge zur Rolle von Peppol, grenzüberschreitenden Entwicklungen und den Herausforderungen des Mittelstands bei der Einführung der E-Rechnung.

Einen vielbeachteten Einblick in die Pläne des Bundesministeriums der Finanzen (BMF) zur Einführung eines elektronischen Meldesystems und der E-Rechnung ermöglichte sodann MRin Dr. Theresa Grün, die dabei neben dem Ziel der Betrugsbekämpfung auch den digitalen Fortschritt mit einer spürbaren Entlastung für die Finanzverwaltung und den Willen des BMF betonte, den Umstellungsaufwand für alle Beteiligten so klein wie möglich halten zu wollen – weshalb es auch keine rein deutsche Lösung geben sollte. Ein Umstand, der vom anschließenden ViDA-Panel unter der Leitung von VeR-Vorstandsmitglied Richard Luthardt noch einmal heiß diskutiert wurde. Fazit: Egal, was kommt – die deutschen Provider sind bereit, eine Einführung tatkräftig zu unterstützen und so maßgeblich mit zum Erfolg zu führen.

Erstmalig war zudem auch das 87. Berliner Steuergespräch zu Gast auf dem E-Rechnungs-Gipfel, bei dem geladene Experten aus Wirtschaft, Wissenschaft, Verwaltung und Judikative hochaktuelle Fragen zur Mehrwertsteuer im digitalen Zeitalter erörterten.

Am Abend konnten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer eine gemütliche Grillveranstaltung im nahegelegenen Biergarten genießen.

Kongresstag 2: Digitaler Innovationsschub in Sicht!

Am zweiten Tag begann der Kongress mit einem Willkommenskaffee in der Fachausstellung, gefolgt von weiteren Vorträgen und Diskussionsrunden zu verschiedenen Themen wie KI-Tools, E-Rechnungen bei Siemens, Umsatzsteuer, Standards im öffentlichen Einkauf und Digitalisierung von Beschaffungsprozessen. Beim Mittelstands-Panel, moderiert von VeR-Vorstandsvorsitzendem und FeRD-Chef Ivo Moszynski, wurden auf der Hauptbühne zudem die besonderen Anforderungen des Mittelstandes im Zuge der Einführung der verpflichtenden E-Rechnung umfassend erörtert. Dabei wurde klar, dass es auch hier noch einiges zu tun gibt, bislang jedoch keine abschließende Einigkeit über den optimalen Weg zum Ziel besteht.

Nach dem Mittagessen teilte sich das noch immer angeregt diskutierende Plenum in sieben einzelne Diskussionsrunden zu verschiedenen Aspekten des E-Invoicings in Form von Round Table-Sessions. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer hatten so die Möglichkeit, sich über Prozessauswirkungen, SAP-Compliance, Zustellung und Bezahlung von E-Rechnungen, Digitalisierung der Supply Chain und Herausforderungen bei Format und Übertragungskanal in einem direkteren und persönlicheren Diskussions-Setup auszutauschen. Mit dem „Digitalisierungs-Panel“, weiteren Vorträgen und dem abschließenden „VeR-Panel“ unter der Leitung von VeR-Vorstand Tim Roßky endete der fachliche Teil des diesjährigen Leitkongresses der deutschen E-Invoicing-Branche.

Fazit: Wie bereit ist Deutschland für die E-Rechnung?

Ein neuer Besucherrekord, unzählige Zwischenfragen und nicht abreißende, teils leidenschaftliche Diskussionen zeigen: An der verpflichtenden E-Rechnung und einem digitalen Meldesystem zur Umsatzsteuer führt auch in Deutschland kein Weg mehr vorbei. Allerdings ist auch klar, dass die Einführung der E-Rechnung im B2B-Bereich die komplette deutsche Wirtschaft sowie zahlreiche internationale Aspekte betrifft – und deshalb keinesfalls scheitern darf.

„Als Sprachrohr der deutschen E-Invoicing-Branche und als das zentrale Expertennetzwerk zum E-Invoicing in Deutschland sieht der VeR natürlich große Chancen in der flächendeckenden Einführung der E-Rechnung – nicht nur, um damit in den letzten Jahren verlorenen Digitalisierungsboden wieder gutzumachen. Wir halten den elektronischen Rechnungsaustausch auch für absolut alternativlos, um den deutschen Spitzenplatz als Powerhaus der europäischen Wirtschaft zu behaupten. Deshalb stehen wir mit der geballten Kompetenz unserer knapp 70 Mitglieder auch weiterhin jederzeit als erfahrener Gesprächspartner bereit“,

bekräftigt VeR-Vorstandsvorsitzender Ivo Moszynski noch einmal den Willen der deutschen E-Invoicing-Provider, eine erfolgreiche Einführung von E-Rechnung und digitalem Meldesystem aktiv zu unterstützen.

Weitere Impressionen vom E-Rechnung-Gipfel 2023 unter: www.e-rechnungsgipfel.de/impressionen/2023

E-Rechnungs-Gipfel 2023 in Berlin eröffnet:
Die E-Rechnung kommt

Seit heute Morgen um 09:45 Uhr diskutieren Expert*innen aus Politik, Wirtschaft, Verwaltung und Technik beim neunten E-Rechnungs-Gipfel in Berlin über eines der wohl prägendsten Themen für die deutsche Wirtschaft der nächsten Jahre: Die verpflichtende E-Rechnung für alle Business-to-Business-Transaktionen sowie die (voraussichtlich) daran angeschlossene Einführung eines digitalen Meldesystems für Rechnungs- und Umsatzsteuerdaten in Deutschland.

Die große Frage dabei: Lässt sich das vom Bundesministerium der Finanzen in seinem vielbeachteten Diskussionspapier anvisierte Digitalisierungsziel einer verpflichtenden elektronischen Rechnung im B2B-Bereich für Deutschland tatsächlich bis zum 01.01.2025 realisieren? Und wenn dem so sein sollte, was wäre nötig, dass damit ein größtmöglicher digitaler Innovationsschub für die deutsche Wirtschaft vom Großkonzern bis hinunter zum Kleinstbetrieb einhergeht?

Als Leitkongress der deutschen E-Invoicing-Branche bietet der E-Rechnungs-Gipfel in Berlin eine der wichtigsten Diskussions- und Austauschplattformen für alle Beteiligten aus den verschiedenen Bereichen. So ist es auch kein Wunder, dass sich die Frage nach der Praktikabilität der E-Rechnungspflicht für alle deutschen Wirtschaftsteilnehmer von Anfang an wie ein roter Faden durch die spannenden Vorträge und angeregten Podiumsdiskussionen zieht.

Eine wichtige Erkenntnis: Ein „harter“ Start zum Jahreswechsel 2024/25 wäre ziemlich ambitioniert. Viele Expertenmeinungen tendieren deshalb für eine angemessene Übergangsphase, mit der sich optimalerweise auch verwirrende Ausnahme- und Sonderregelungen vermeiden – oder wenigstens in vertretbaren Grenzen halten – ließen.

„Als Expertenverband der E-Invoicing-Branche sehen auch wir die Notwendigkeit, einen möglichst realitätstauglichen Plan für den Übergang hin zur obligatorischen E-Rechnung zu fassen, der es nicht nur kleineren und mittleren Unternehmen ermöglicht, sich an die neue Technik zu ‚gewöhnen‘. Wichtig wäre auch ein verlässlicher ‚Bestandsschutz’ für bestehende, oft bereits seit Jahren etablierte Systeme zum elektronischen Austausch von Rechnungsdaten, wie Sie bereits heute vielfach im Einsatz sind. Hier gibt es noch eine ganze Menge zu tun, bevor es wirklich losgehen kann mit der wirtschaftsverträglichen Umstellung auf den EU-konformen B2B-Rechnungsaustausch“, betont Tim Roßky, Vorstandsmitglied im VeR.

 

Mehr zum spannenden Tagesprogramm am zweiten Kongresstag: https://www.e-rechnungsgipfel.de/event/agenda

EESPA unterstützt Kommentierung des VeR zum BMF-Vorschlag

EESPA unterstützt Kommentierung des VeR zum BMF-Vorschlag

Die European E-Invoicing Service Provider Association (EESPA) hat ihre volle Unterstützung für die kürzlich vom deutschen Verband elektronische Rechnung (VeR) veröffentlichte Einschätzung zum BMF-Vorschlag bekannt gegeben, wie die Einführung der verbindlichen E-Rechnung im B2B-Bereich sowie die daran angeschlossene Umsetzung eines digitalen Meldesystems zur Umsatzsteuer in Deutschland vonstatten gehen sollte.

Dabei hatte der VeR als Expertenverband der deutschen E-Invoicing-Branche zwar die zweistufige Einführung von zunächst verbindlicher E-Rechnung bis 2025 und digitalem Meldesystem im Anschluss begrüßt. Doch warnte der Verband auch gleichzeitig davor, gerade die Bedürfnisse der kleinen und mittelständischen Betriebe als Rückgrat der deutschen Wirtschaft nicht zu übersehen.

So hatte der VeR vorgeschlagen, sich auch an den tatsächlichen technischen und prozessualen Begebenheiten im Wirtschaftsalltag kleinerer Betriebe zu orientieren, wie VeR-Vorstand Richard Luthardt noch einmal hervorhebt:

„Ein Vorsatz, der sich beispielsweise durch die Nutzung eines hybriden E-Rechnungsformates mit Sicht-PDF schnell, einfach und kostengünstig für alle Beteiligten realisieren ließe.“

Besonders praktisch: Mit ZUGFeRD 2.x verfügt Deutschland bereits über einen weithin etablierten E-Rechnungs-Standard, der nicht nur den strengen Vorgaben der EU-Norm entspricht. ZUGFeRD-Rechnungen bilden auch schon heute eine feste Größe im deutschen Wirtschaftsalltag. Der Akzeptanz vor allem durch Kleinbetriebe – für die der Einschätzung der VeR-Experten nach auch keine verwirrenden Sonderregelungen gelten sollten – wäre damit wahrscheinlich bereits ausreichend Genüge getan.

Hybride Übergangsphase: Ausreichend aus europäischer Sicht?

Der europäische Spitzenverband EESPA, als dessen German Chapter der VeR seit gut zwei Jahren fungiert, könnte sich nach einer Übergangsphase auch vorstellen, vollkommen auf den PDF-Anteil zu verzichten um dann nur noch digitale, ausschließlich maschinenlesbare Rechnungsdaten zu versenden.

Eine Zukunftsvision, für welche in Deutschland jedoch noch einiges an Überzeugungsarbeit zu leisten sein dürfte.


Hier schon einmal der deutsche Wortlaut des EESPA-Endorsements:

Brüssel, Belgien – 1. Juni 2023

EESPA unterstützt die VeR-Position zu den deutschen E-Invoicing-Plänen

Die EESPA unterstützt voll und ganz das Positionspapier des VeR zu den deutschen Plänen zur Einführung der elektronischen Rechnungsstellung (E-Invoicing). In seinem Statement betont der VeR seine Unterstützung für den BMF-Vorschlag, indem er die Möglichkeiten heraushebt, die sich aus der zweistufigen Einführung von verbindlichem E-Invoicing und Reportingsystem ergeben. Gleichzeitig hebt der VeR noch einmal hervor, wie wichtig es ist, dabei bereits bestehende E-Invoicing-Prozesse zu beachten.

Wie der VeR fördert EESPA die Automatisierung der Lieferkette auf der Grundlage von standardisierten B2B-Verkaufs- und Einkaufsnachrichten; dennoch kann das so genannte hybride elektronische Rechnungsformat eine Rolle spielen, bis eine solche Standardisierung noch nicht vollständig erreicht ist.

Die EESPA stimmt dem VeR voll und ganz zu, dass es von Vorteil ist, wenn die Anforderungen zeitnah bereitgestellt werden können, sowohl in Bezug auf konkrete Spezifika im Hinblick auf das E-Invoicing-Mandat als auch auf Entscheidungen, die für das Reporting-System getroffen werden müssen, um den Aufwand für alle Beteiligten so gering wie möglich zu halten.

Wir glauben, dass der vorgeschlagene Ansatz eine breite Einführung der elektronischen Rechnungsstellung fördern wird, was zu Effizienzsteigerungen, Kosteneinsparungen und geringeren Umweltauswirkungen führen wird. Als der europäische Dachverband der E-Invoicing Service Provider sehen wir uns verpflichtet, Initiativen zu unterstützen, die das Wachstum des E-Invoicing in ganz Europa fördern. Die deutschen Pläne erscheinen uns als positiver Schritt in diese Richtung.

Über EESPA:

Die EESPA ist die europäische Dachorganisation der E-Invoicing Dienstleister und Dienstleisterverbänden, die Netzwerk-, Business-Outsourcing-, Finanz-, Technologie- und EDI-Dienstleistungen anbieten. EESPA ist ein internationaler gemeinnütziger Verband (AISBL/IVZW) nach belgischem Recht. EESPA wurde 2011 gegründet und hat 100 Vollmitglieder und assoziierte Mitglieder. EESPA-Mitglieder verarbeiten mehr als 2 Milliarden elektronische Rechnungen pro Jahr.

Mehr unter www.eespa.eu

Das EESPA-Endorsement steht hier zum Download bereit: EESPA-endorsement_VeR-position-German-einvoicing-plans