Verband elektronische Rechnung Der Expertenverband der deutschen E-Invoicing Branche

Nachbericht vom E-Rechnungs-Gipfel in Berlin

Sie waren nicht selbst bei einem der vielleicht spannendsten E-Rechnungs-Gipfel am 20. und 21. Juni 2022 in Berlin dabei? Warum diese E-Gipfel so besonders war und was Sie vielleicht verpasst haben, hier erfahren Sie es.

Visualisierung vom E-Rechnungs-Gipfel 2022 in Berlin
Foto: e-rechnungsgipfel.de

Die Zusammenkunft von über 200 interessierten Kongressteilnehmern vor Ort im PULLMAN Berlin am Tiergarten fand zum absolut perfekten Zeitpunkt statt. Denn wie sich in den spannenden zwei Konferenztagen mehr als deutlich zeigen sollte, könnte die elektronische Rechnung in Deutschland (und Europa) schon bald zu einer der vielleicht wichtigsten Schlüsseltechnologien in gleich mehreren „Sorgenbereichen“ von Politik, Verwaltung und Wirtschaft werden.

Der Grund: Ein (zumindest) bundesweit harmonisiertes, schnelles, sicheres und (daten-)sparsames digitales System zum Austausch digitaler Rechnungs- und Steuerdatensätze zwischen Unternehmen sowie zwischen Unternehmen und den Finanzbehörden (gerne auch auf grenzübergreifender Ebene) wird zukünftig zu einem entscheidenden Kosten- und Wirtschaftlichkeitsfaktor. Und damit auch in Deutschland über kurz oder lang zur Staatsräson.

Warum? Das sollte sich im Laufe der zwei angeregten Kongress- und Diskussionstage immer deutlicher herauskristallisieren. Die wichtigsten Vorträge, Diskussionen und Erkenntnisse aus zwei Tagen #ERGI22 in Berlin haben wir deshalb noch einmal für Sie zusammengefasst.

Erster Kongresstag: Was bringt ein elektronisches Meldesystem eigentlich?

Zwar mussten die Kongressteilnehmer auf die geplante Keynote von Staatssekretär Dr. Markus Richter (BMI) und den ersten Vortrag des Hauptprogramms von Harald Joos (BMF) aus Gründen „höherer Gewalt“ verzichten. Glücklicherweise sollte die anfängliche Enttäuschung jedoch schnell einer stetig wachsenden Begeisterung und Dynamik weichen, wie sie der E-Rechnungs-Gipfel noch nicht erlebt hat. Denn wie von Kongress-Hauptmoderator Stefan Groß bereits zu Beginn versprochen, sollte der ERGI22 vor allem eines tun: Antworten liefern auf die entscheidenden Fragen zu einem zukünftigen Meldesystem für Rechnungs- und Umsatzsteuerdaten in Deutschland. Und genau das sollten die begeisterten Kongressteilnehmer bekommen.

So startete Sören Bergner (BMI) mit seinem Einblick in die Chancen und Möglichkeiten eines elektronischen Meldesystems für den öffentlichen Einkauf, gespickt mit spannenden Daten,  Erfahrungswerten, konkreten Empfehlungen und einem eindringlichen Appell: Mit Open Data und angemessener Transparenz beim elektronischen Meldesystem könne der öffentliche Einkauf nur gewinnen. Vorausgesetzt, die Datenqualität stimme und die Eingangshürden für Unternehmen würden so niedrig wie möglich angesetzt.

Direkt im Anschluss war Alexander Kollmann (Schwarz Dienstleistungen) davon überzeugt, dass nur ein Meldesystem nach französischem Vorbild, angepasst an die deutschen Besonderheiten, Sinn ergeben dürfte. So müsse man unbedingt die Bedürfnisse von Wirtschaft und Unternehmen bei der Ausgestaltung berücksichtigen.

Im Anschluss an die Mittagspause ging es dann in je zwei parallelen Sessions weiter. Während Giacomo Luchetta (Syntesia) die neuesten Insights aus der aktuellen „VAT in the Digital Age“-Studie der Europäischen Kommission mitgebracht hatte, gaben Frank Schmitz (Beschaffungsamt des BMI) und Dr. Lars Rölker-Denker (KoSIT) ein „Update aus dem Kooperationsprojekt zur standardisierten Digitalisierung des öffentlichen Einkaufs- und Beschaffungsprozesses“. Es folgte ein weiterer Facheinblick in die verschiedenen Peppol CTC Modelle und ein Bericht zur aktuellen Nutzung der E-Rechnung durch öffentliche Auftraggeber und Unternehmen in Deutschland.

In den anschließenden Podiumsdiskussionen kam auf der Hauptbühne eine überraschend einhellige Gesprächsrunde aus Simone Schlewitz (ZDH), Eckhard Schwarzer (DER MITTELSTANDSVERBUND), Andreas Michalewicz (Hessisches Finanzministerium), Dr. Rainer Kambeck (DIHK) und Moderator Richard Luthardt (VeR) zu der Erkenntnis, dass ein Meldesystem in Deutschland nicht nur praktikabel sein müsse, sondern unbedingt auch die Anforderungen und Bedürfnisse kleiner und mittelständischer Unternehmen berücksichtigen sollte. In der parallelen Paneldiskussion ein Stockwerk höher ging es derweil um die spannende Frage, wie sich der aktuelle „Schwung für die weitere Digitalisierung öffentlicher Einkaufs- und Beschaffungsprozesse“ nutzen ließe.

Am Nachmittag sprach dann die erste Diskussionsrunde zwischen Jürgen Vögele (Markant), Dieter Keller (TRAFFIQX), Alexander Kollmann (Schwarz Dienstleistungen) und Moderator Tim Roßky (VeR) intensiv über die zahlreichen (technischen) Herausforderungen, die sich beim Anbinden an die verschiedensten E-Rechnungs-Portale in Deutschland und Europa schon heute stellen.

Das etwas ernüchternde Fazit: Wir brauchen alles, nur nicht noch mehr Vielfalt und Bürokratie, wenn das deutsche Meldesystem ein Erfolg werden soll!

Zum Abschluss eines ersten, spannenden und dynamischen Kongresstages ging es für den Großteil der Teilnehmer dann noch einmal quer durch die Stadt. Denn auf der Spree zum Fuße des Berliner Doms wartete ein abendliches Networking-Highlight: Ein Spreeschiff, gesponsort von Bonpago und Nortal.

Zweiter Kongresstag: Ideen für ein Meldesystem der 3. Stufe

Gleich zu Beginn des zweiten Tages forderte eInvoicing-Pionier Bruno Koch, bei der E-Rechnung in Deutschland endlich „mehr Fortschritt“ zu wagen.

Die anschließende, hochkarätig besetze Gesprächsrunde aus Prof. Dr. Hartmut Schwab (Präsident der Bundesteuerberaterkammer und Steuerberaterkammer München), Till Mansmann, MdB (FDP und Mitglied des Finanzausschusses), Carsten Rothbart (Leiter der Abteilung Steuern und Finanzpolitik, ZDH), Georg Gebert (Vorstandsvorsitzender IDSt und Director Global Tax Policy, Siemens) und Dr. Monika Wünnemann (Abteilungsleiterin Steuern und Finanzpolitik, BDI) zog erneut ein überraschend einhelliges Fazit: Ein elektronisches Meldesystem in Deutschland müsse die Bedürfnisse der Wirtschaft und der steuerberatenden Berufe berücksichtigen. Ein reines Tax Reporting wäre daher genauso unangebracht wie eine zentralisierte Lösung, bei der die unzähligen bestehenden IT-Systeme der betroffenen Unternehmen außer Acht gelassen würden.

Nach einer kurzen Botschaft der EESPA, als deren „German Chapter“ der VeR bekanntlich seit Jahresbeginn fungiert, ging es dann erneut in zwei parallelen Veranstaltungsschienen weiter. Unter anderem wurden so die verschiedenen, bereits bestehenden CTC-Systeme in Europa näher unter die Lupe genommen. Aber auch Chancen und Möglichkeiten der „Blockchain als Enabler für ein fortschrittliches Meldesystem“ wurden näher beleuchtet.

Zum Abschluss des #ERGI22 gab es schließlich noch einmal ein echtes Diskussions-Highlight. Moderiert von VeR-Vorstandsmitglied Ivo Moszynski trafen sich Alexander Kollmann (Schwarz Dienstleistungen), Steuerrechtsexperte Prof. Dr. Roland Ismer (Universität Erlangen-Nürnberg), Jan Körner (Director VAT, BASF) und eInvoicing-Pionier Bruno Koch zum angeregten Ideen- und Schlagabtausch rund um die zentrale Frage, welches Modell für den elektronischen Austausch von Rechnungs- und Steuerdaten denn nun für Deutschland am sinnvollsten wäre – und warum.

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