Digitalisierung der Umsatzsteuer:
Fehler vermeiden hat oberste Priorität!
E-Rechnungs-Gipfel in Berlin zeigt: E-Invoicing wird zur Schlüsseltechnologie für digitales Meldesystem von Umsatzsteuer- und Rechnungsdaten in Deutschland
Berlin/München, im Juni 2022 – Weitgehend unbemerkt von der breiten Öffentlichkeit, dafür aber umso aufmerksamer in Fachkreisen verfolgt, fand am Montag und Dienstag dieser Woche der E-Rechnungs-Gipfel in Berlin statt. Eigentlich erstaunlich, denn auf dem deutschen Leitkongress der E-Invoicing-Experten wurden neben vielen Fach- und Detailfragen auch wirklich große Pflöcke eingeschlagen – mit potenziellen Auswirkungen in Milliardenhöhe auf Steuereinnahmen und Wirtschaft.
Dass dem deutschen Fiskus durch den „üblichen“ Umsatzsteuerbetrug Jahr für Jahr Milliarden Euro an Steuereinnahmen verloren gehen, ist zwar keine wirklich neue Erkenntnis mehr. Die Tatsache, dass eine Lösung dieses Problems jedoch in greifbare Nähe rückt, dagegen schon.
Vorboten einer digitalen Zeitenwende, die es in sich hat!
Mit der im Koalitionsvertrag abgegebenen Willenserklärung der Ampelpartner, es bei der Bekämpfung des Umsatzsteuerbetrugs endlich den vielen europäischen Nachbarn wie Italien oder Frankreich gleich zu tun, ist ein echter „Digitalisierungs-Katalysator“ ins Rollen gekommen. Das bestätigt auch VeR-Vorstandsvorsitzender und Kongress-Hauptmoderator Stefan Groß:
„Die Einführung eines elektronischen Meldesystems für Rechnungs- und Umsatzsteuerdaten im B2B-Bereich hat nicht nur das Potenzial, dringend benötigte Steuermehreinnahmen ohne gleichzeitige Steuererhöhung zu generieren. Eine flächendeckende Umstellung auf elektronische und standardisierte Rechnungsaustauschprozesse könnte auch den digitalen Reifegrad in den Unternehmen maßgeblich verbessern. Vorausgesetzt, man schafft es – anders als bei der XRechnung – dieses Mal auch die Belange, Wünsche und Nöte der Wirtschaft stärker mit einzubeziehen.“
Entsprechend muss es darum gehen, ein harmonisiertes, schlankes, datensparsames und möglichst unbürokratisches Modell zu entwickeln, welches sowohl den Belangen des Fiskus als auch den Anforderungen der Wirtschaft gerecht wird..
Meldesystem lockt mit Investitionsrendite von bis zu 10.000 %. Im Jahr.
Tatsächlich sprechen die Zahlen eine mehr als deutliche Sprache. Denn einer vermuteten Umsatzsteuerlücke im zweistelligen Milliardenbereich stünden gängigen Schätzungen zufolge anfängliche Investitionskosten von rund 50 Millionen Euro gegenüber. Oder anders ausgedrückt: Die möglichen Mehreinnahmen allein für den deutschen Fiskus könnten die Implementierungsausgaben jedes Jahr um ein Vielfaches übersteigen.
Eine Rechnung, die nach Meinung der zahlreichen Speaker und Kongressbesucher aus Politik, Industrie, Finanzverwaltung, steuerberatenden Berufen und technischen Dienstleistern schon bald aufgehen könnte. Vorausgesetzt, man konzentriere sich darauf, aus den mittlerweile zahlreichen bereits bestehenden Systemen in Europa zu lernen und eine passgenaue deutsche Version eines Meldesystems zu implementieren.
Hinweis: Einen ausführlichen Nachbericht zum E-Rechnungs-Gipfel finden Sie hier.
Bayerisches Finanzministerium fordert mehr Engagement und Dialog auf nationaler wie europäischer Ebene durch den Bund
Rückenwind für ein elektronisches E-Meldesystem zur Übermittlung transaktionsbezogener Daten kommt derweil aus München. Denn just am vergangenen Mittwoch hat sich auch Bayerns Finanzminister Albert Füracker dafür ausgesprochen (Pressemitteilung Nr. 195/22 des Bayerischen Staatsministeriums der Finanzen und für Heimat), dass sich die Bundesregierung auch auf europäischer Ebene aktiv(er) an der EU-Reform der Mehrwertsteuer beteiligen sollte. Und das bei gleichzeitigem Dialog mit allen Betroffenen aus Wirtschaft, Finanzen und Verwaltung.