Verband elektronische Rechnung Der Expertenverband der deutschen E-Invoicing Branche
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Quo vadis, elektronischer Rechnungsaustausch?

“Die Einführung der elektronischen Rechnungsstellung an die Verwaltung ist erfolgreich abgeschlossen!” – Klingt durchaus positiv, doch entspricht dies auch zu 100 Prozent der gelebten Praxis? Die vielfach hörbare Antwort auf dem E-Rechnungs-Gipfel 2021 in Neuss lautete: Leider (noch) nicht ganz! 

Doch nicht nur auf kommunaler Ebene sei man aktuell aber dabei, die noch verbliebenen technischen wie auch organisatorischen Herausforderungen zu lösen. Die Rechnungsformate würden zudem kontinuierlich weiterentwickelt, was einen gewissen “laufenden” Anpassungsbedarf an den rechnungsverarbeitenden Systemen nach sich ziehe. 

Zudem gibt es je nach Bundesland und Rechnungseingangsplattform unterschiedliche Anforderungen (z.B. Pflichtfelder), die bei der Rechnungsstellung und der Weiterverarbeitung berücksichtigt werden müssen. Außerdem befinden sich die Rechnungseingangsplattformen einiger Länder noch immer im Aufbau – und sind teilweise gar nicht für eine Nutzung auf kommunaler Ebene vorgesehen. Klar ist daher: Die kontinuierliche Weiterentwicklung bei der elektronischen Rechnungsstellung ist zwingend erforderlich.

Gleichzeitig war auf dem diesjährigen Leitkongress der deutschen E-Invoicing-Branche jedoch auch wieder so etwas wie „Aufbruchsstimmung“ zu spüren. Berichte über unzählige erfolgreiche E-Rechnungsprojekte, innovative Neuentwicklungen und die Tatsache, dass immer mehr große Konzerne dazu übergingen, ihre Lieferanten zur Übermittlung “echter” E-Rechnungen zu verpflichten, treiben die E-Invoicing-Branche spürbar voran. 

Kombiniert mit der Gewissheit, dass auch die elektronische Rechnungsstellung an die öffentliche Hand mittlerweile “auf die Zielgerade eingebogen” ist, richten sich die Blicke von Politik, Experten, Entscheidern und Branchenkennern immer häufiger auf das, was als nächstes kommen könnte: 

Die Digitalisierung weiterer Geschäftsdokumente wie Bestellungen und die (verpflichtende) E-Rechnung im B2B-Bereich!

Tax Reporting und Clearance im Fokus der weiteren Entwicklung

Entsprechend lag das Hauptaugenmerk einer ganzen Reihe von Beiträgen und Diskussionen auf den Entwicklungen rund um die elektronische Rechnung im B2B-Bereich. Kaum verwunderlich, denn schließlich nimmt die Idee vom “Tax Reporting in Echtzeit” überall in Europa immer mehr an Fahrt auf. 

Neben den bekannten “Vorreiter-Ländern” wie Spanien, Italien, Griechenland oder Ungarn mit bereits etablierten Clearance- oder Tax Reporting-Systemen, laufen beispielsweise auch in Frankreich die Vorbereitungen für die Umstellung auf ein eigenes Clearance-System aktuell auf Hochtouren, wie unter den Teilnehmern des E-Rechnungs-Gipfels zu vernehmen war. Zudem schreiten ähnliche Umstellungspläne bekanntlich auch in Polen, der Slowakei oder Bulgarien immer deutlicher voran.

In Deutschland ist man dagegen noch nicht ganz so weit. Man darf gespannt bleiben, wie sehr die ersten Stimmen, die eine Diskussion über Chancen, Nutzen und Herausforderungen eines Clearance- oder Tax Reporting-Systems im B2B-Bereich fordern, nach der Bundestagswahl tatsächlich gehört werden. 

Denn auch das ist klar: Will Deutschland den Umsatzsteuerbetrug bekämpfen und den digitalen Anschluss an die internationale Wirtschaftswelt nicht noch weiter verlieren, muss sich aktiv etwas tun. Und so denkt auch die Verwaltung bereits deutlich hörbar über Möglichkeiten und Wege zur Ausweitung der aktuellen B2B-Rechnungsvorgaben hin zur verpflichtenden E-Rechnung nach. Übrigens nicht nur, um die entsprechenden Rechnungs- und Umsatz- bzw. Vorsteuerdaten zeitnah fiskalisch zu erfassen. Sondern auch, um etwaige Order-to-Cash-Prozesse (O2C) in der Verwaltung schrittweise weiter zu digitalisieren. 

Stichwort: Die E-Rechnung als wichtiger Bestandteil im elektronischen Vergabeverfahren (E-Vergabe)!

Fazit und Ausblick: Es tut sich was!

Der diesjährige E-Rechnungs-Gipfel hat spannende Fragen rund um die Zukunft und die Entwicklung der elektronischen Rechnung in Deutschland und Europa aufgeworfen. Es wird spannend sein zu sehen, wohin sich der Weg des E-Invoicings bis zum nächsten Leitkongress der E-Rechnungsbranche am 20. und 21. Juni 2022 in Berlin entwickelt haben wird.