VeR-Studie zeigt: Deutschland könnte profitieren wie Italien!
Umfassende Studie zur Digitalisierung der Umsatzsteuer sieht auch für Deutschland große Chancen im “Italienischen Modell”
Welchen Effekt hätte die Einführung eines Clearance-Systems nach italienischem Vorbild in Deutschland – und was wäre dabei zu beachten? Knapp eineinhalb Jahre nach dem Start der E-Rechnungspflicht für alle B2G-, B2B- und B2C-Rechnungen in Italien präsentiert der Verband elektronische Rechnung (VeR) nun erstmalig eine umfassende Systemanalyse, die diesen Fragen auf den Grund gehen soll.
Durchgeführt wurde die Studie von Prof. Dr. Roland Ismer et al., Inhaber des Lehrstuhls für Steuerrecht und Öffentliches Recht an der Friedrich-Alexander Universität Erlangen-Nürnberg.
Italienisches Modell als “Blaupause” für Europa?
Erst seit wenigen Wochen gilt überall in der Europäischen Union eine Pflicht zur Annahme elektronischer Rechnungen durch öffentliche Auftraggeber. Während die Umstellung hierzulande trotz jahrelangem Vorlauf jedoch eher “schleppend” in Fahrt kam, nahmen sich andere Mitgliedsstaaten dem Problem deutlich pragmatischer an. Auch, um sprichwörtlich gleich mehrere Fliegen mit einer (Digitalisierungs-)Klappe zu schlagen.
“Von allen europäischen Ländern hat Italien die Chance, die sich durch eine Umstellung auf den elektronischen Rechnungsaustausch bietet, besonders eindrucksvoll genutzt”, erinnert sich VeR-Vorstandsvorsitzender und Steuerberater Stefan Groß. Denn während hierzulande noch über die (damals) bevorstehende Bonpflicht diskutiert wurde, startete in Italien am 1. Januar 2019 bereits das erste europäische Clearance-System mit obligatorischer elektronischer Rechnungsstellung.
Seitdem müssen dort alle B2G-, B2B- und B2C-Rechnungen zunächst über das “Sistema di Interscambio” (SdI) hochgeladen, von der Finanzverwaltung freigegeben und schließlich an den jeweiligen Rechnungsempfänger weitergeleitet werden. Neben einer deutlichen Reduktion der knapp 35 Milliarden Euro großen Umsatzsteuerlücke sollte die digitale Vereinheitlichung auch spürbare Effizienz- und Kostenvorteile für die italienische Wirtschaft mit sich bringen – so jedenfalls die Hoffnung des italienischen Steuergesetzgebers.
Fiskus und Unternehmen würden signifikant profitieren – auch in Deutschland
Inwiefern das “Italienische Modell” die hohen Erwartungen seit seinem Start vor knapp eineinhalb Jahren erfüllen konnte, hat nun ein Forscherteam um den renommierten Steuerexperten Prof. Dr. Roland Ismer untersucht.
“Uns haben die Vorteile und Nachteile der italienischen Lösung sowie die dabei überwundenen Hürden interessiert. Vor allem aber fanden wir die Frage spannend, ob und inwieweit sich das italienische Modell auch auf andere Länder wie Deutschland übertragen ließe”, erklärt Prof. Dr. Roland Ismer und verweist auf die umfassende Chancen- und Risikenanalyse im 4. Kapitel der hochaktuellen VeR-Studie:
“Die Einführung einer obligatorischen Rechnungsstellung kombiniert mit einer zentralen Übermittlung hat in Italien nicht nur offensichtlich dazu beigetragen, die Mehrwertsteuerlücke signifikant zu verringern. Das italienische System ist vor allem auch in der Hinsicht interessant, dass es einen vielversprechenden Weg hin zu einer digitalisierten Mehrwertsteuer vorzeichnet.”
Insbesondere die Vorteile einer elektronischen Rechnungsstellung für die betroffenen Unternehmen sowie die sich daraus ergebenden Digitalisierungspotentiale für die Wirtschaft würden überzeugen. So kommt der angesehenen Steuerwissenschaftler zu dem Schluss, dass “(…) die italienische E-Rechnung und das Clearance System als Vorbild für die Digitalisierung der Umsatzsteuer in Deutschland, wenn nicht gar in Europa dienen kann.” (Ismer, Artinger, Jackl: VeR-Studie “Digitalisierung der Umsatzsteuer”, 2020, S. 44)
VeR-Studie zum Download
Die komplette VeR-Studie “Digitalisierung der Umsatzsteuer – Italienische E-Rechnung und Clearance System als Vorbild” steht ab sofort kostenlos für Sie hier bereit!
Weitere Informationen zu Clearance-Modellen in Europa haben wir ebenfalls für Sie bereitgestellt